Hauptseite > Bilder > Texte > Impressum > Datenschutz > |
In Memoriam von Julius Sternheim 6.2.1920 Gilda Langer ist tot . . . ! Ein Singen ist, ein Rauschen im Blut, Stechender Schmerz. Rote Nebel wallen, senken sich Heben sich langsam. Von weither Glockenläuten . . . Gilda Langer . . . tot . . . ! Rote Nebel Werden Schleier, zarte, durchsichtige, weiße Schleier. Ueberall läuten Glocken . . . Gilda . . . Langer . . . tot . . . ? Jubelnd bricht Sonne durch, Strahlendes Blau, golden durchleuchtet, Ganz feine, spinnwebene Strahlen Gilda Langers Augen, Ueberragt von dem seidenden Glanz Nie gebändigter Lockenfülle. Eine Hand, durchsichtig, feingeadert Faßt in den Schopf Schiebt eine goldene Welle in die Stirn. Die Augen strahlen und lächeln . . . tot? Rote Nebel wallen, Werden Schleier, zart, weiß; durchsichtig. Glocken läuten überall. Hell, jauchzend Glocken . . . ? Dunkelen Klang, eigen bewegter Stimme Höre ich: Gilda Langer hat nicht unter uns gelebt Nur besucht hat sie uns auf Erden. Das Mädchen aus der Fremde . . . Schön und wunderbar. Rote Nebel weiße, lichte Schleier . . . Du warst schön, Gilda Langer, Du warst Märchen. Aber nicht jeder schaut ein Märchen eine Würde, eine Höhe Entfernte die Vertraulichkeit. Und deshalb durfte mancher dich nicht kennen Den du erkannt hattest. Du duldetest es nicht! Rote Nebel Deine Hülle tragen wir zu Grabe. Du, dein Geistiges steigt gleich lichten, Zarten, durchsichtigen Schleiern auf Und webt um uns Und du, Freund der du zurückbleibst Was betrübt dich deine Seele Und ist so ruhelos dein Herz ? Wohl sind dir Tränen Speise, Tag und Nacht, Weil du dich fragst: Wo bist du, Gott! Freund! Danke ihm Er hat geholfen! Aus: Film-Kurier, Nr. 31, 6.2.1920, S. 3 |